
Poetiken der Suche
Noch bis zum 12.02.2023
FOTOBIBLIOTHEK IN DER PASSAGE
Informationen:
https://www.fotomuseum.ch/de/fotobibliothek/
Die Ausstellung Poetiken der Suche macht erstmals den Prozess des Suchens in den Online-Datenbanken des Fotomuseum Winterthur sowie dem Online-Katalog der Fotobibliothek zum zentralen Gegenstand der Auseinandersetzung. Ausgehend von zwei Gedichttexten initiiert die Ausstellung ein Zwiegespräch unterrepräsentierter Stimmen mit den Sammlungen des Fotomuseum Winterthur und der Fotobibliothek.
Die Recherche und damit das Finden von sowohl Informationen als auch (fotografischen) Bildern wird heute meist durch digitale Suchanfragen moderiert und geprägt. Die Ausstellung stellt diese Suche als Akteurin ins Zentrum; die Suche, die unsere Ideenfindung, Wissensbildung und Auswahlprozesse formt und damit unsere kulturelle Gegenwart mitgestaltet.
Jede Suche im Kontext von Sammlungen, Bibliotheken und Archiven steht vor einem grundsätzlichen Problem. Sammlungen definieren sich nämlich nicht nur über ihre sichtbaren Objekte, sondern in selbem Masse über ihre Leerstellen: Über Absenzen und Auslassungen – darüber, was nicht aufbewahrt oder im System nicht benannt wird und damit unauffindbar und unsichtbar bleibt. Die Perspektiven derjenigen, die sich nicht in Sammlungen repräsentiert finden, verdeutlichen die Notwendigkeit, Sammlungen und deren Kriterien immer wieder neu zu befragen.
Die Ausstellung basiert auf einem spielerischen Experiment: Sie initiiert über die Suchfunktion ein Zwiegespräch zwischen unterrepräsentierten Stimmen und den Sammlungen des Fotomuseum Winterthur und der Fotobibliothek. Die Gedichte Who Said It Was Simple (1973) von Audre Lorde und My Tongue is Divided into Two (2004) von Quique Avilés wurden als Suchtexte in die Suchfelder der Sammlungsdatenbanken eingegeben. Bewusst wurden zwei Autor_innen gewählt, deren Texte koloniale Strukturen reflektieren sowie Machtgefüge hinterfragen und destabilisieren. Über die Suchergebnisse, aber auch die Leerstellen, die sich über eine solche «Poetik der Suche» offenbaren, sind die Besucher_innen eingeladen, den Suchprozess als kritische wie experimentelle Praxis zu begreifen.
Kuratiert von Nadine Isabelle Henrich