
Galerie Peter Kilchmann
ZILLA LEUTENEGGER
I Love You to the Moon and Back
21. Januar – 18. März, 2023
Vernissage: Freitag, 20. Januar 2023, 18:00 – 20:00 Uhr Zahnradstrasse 21, Zürich
Die Galerie Peter Kilchmann freut sich I Love You to the Moon and Back anzukündigen, eine neue Einzelausstellung der Schweizer Künstlerin Zilla Leutenegger (*1968 in Zürich; lebt und arbeitet in Zürich und Soazza). In den vergangenen Jahren schuf Zilla ein umfangreiches Œuvre, in deren Mittelpunkt die medienübergreifende Auseinandersetzung mit Flächigkeit, Raum und der Figur im Raum steht. Die neuen Werke werden an viele charakteristische Elemente aus Zillas Gesamtwerk, wie die bewegte Zeichnung und das Spiel mit Fläche, Licht und Schatten, anknüpfen und einen harmonischen Bogen von vertrauten zu gegenwärtigen Inhalten spannen. Gezeigt werden zwei neue Werkserien von Monotypien in unterschiedlichen Formaten, eine neue raumfüllende Videoinstallation sowie eine Gruppe von kleinen Keramikarbeiten.
I Love You to the Moon and Back beschreibt eine Reise der Gefühle und ist bei Zilla auch eine Ode an die Schönheit des Alltäglichen, die wir in der Hektik des Alltags nur allzu häufig übersehen. Oft reichen bei ihr wenige Mittel, um uns für die Poesie des Moments zu gewinnen, uns zum Innehalten zu bewegen und zu erstaunen. Striche und Formen wandern aus der Fläche heraus und verschmelzen auf wundersame Weise mit der dritten Dimension, um uns Teil ihrer imaginären Welt zu machen.

9. Juli 2020 (Who am I?), 2020
Oil on newspaper (Monotypie)
46.5 x 63 cm (18 1/4 x 24 3/4 in.)
LEUTE24371
Mit diesem Ansatz spielend, beginnt die Ausstellung mit der Serie Taps Out, welche speziell für die Präsentation im Foyer der Galerie konzipiert wurde: 38 handgemachte Keramikfliesen mit den individuell gestalteten Reliefs kleiner Wasserhähne (je 11 x 11 x 11cm) bilden eine grossflächige Installation, die sich im Laufe der Ausstellung stetig wandeln wird. Denn jeder Tap (Wasserhahn) ist einzigartig und wird über die Ausstellung hindurch einzeln erhältlich sein. Findet ein Tap ein neues zu Hause, hinterlässt er gleichzeitig eine Lücke. Das kostbare Element Wasser wird in seiner Beherrschbarkeit gezeigt, doch auch in seiner Einzigartigkeit, was in die Unterwasserwelt des ersten Ausstellungsraumes überleitet:
Hier begegnen wir einer Gruppe von fünf Monotypien im monumentalen Format, welche Zilla selbst als ihre Big Five (die grossen Fünf) bezeichnet. Ein jedes Werk zeigt einen der grossen Meeresriesen, vom Blauwal zum Buckelwal und Pottwal Moby Dick (je Öl auf Büttenpapier, 152 x 250 cm). Die vereinfachten Umrisslinien lassen die majestätischen Tiere schwungvoll und unbedarft daherkommen, ohne sie jedoch ihrer Respekt einflössenden Präsenz zu berauben. Gleichzeitig bietet das grosse Format einen besonderen Raum für das Zusammentreffen der Flächen, die trotz des Druckverfahrens weder plan noch gleichmässig sind. Durch unterschiedliche Maltechniken auf der Druckplatte und verschiedene Untergründe während des Druckprozesses schafft Zilla Struktur und Tiefe und schöpft damit das weite Potenzial des Mediums aus. Wie unter dem Mikroskop vergrössert, wimmelt es auf den tiefblauen Flächen an Auslassungen und Punkten, die an schwebenden Plankton und Algen im Meer erinnern. Schraffierte Partien skizzieren charakteristische Details der Tiere, evozieren gebrochenes Licht in der Tiefe und das Gefühl von Meeresrauschen.
Für die Installation Behind the Moon (einkanalige Videoprojektion auf schwarzer Fläche, Farbe, Ton, 4.14 min; Musik von Fai Baba) inspirierte Zilla sich an den frühen Anfängen ihrer eigenen Werkgeschichte. So ist der Mond als Ort, bewegte Form oder Lichtquelle ein wiederkehrendes Motiv in Zillas Bildsprache, mit Schlüsselwerken wie Der Mann im Mond (2000), My First Car (2001); Vollmond (2008) oder Moondiver (2015). Auch die gehende weibliche Figur ist ein wichtiges Element und in den vergangenen Jahren zu einem Markenzeichen mit hohem Wiedererkennungswert in Zillas Werk geworden. Wie in ihrer jüngsten Serie von Monotypien auf NZZ-Papier ist diese mal aufrecht und stark, mal zerbrechlich und nachdenklich und lässt seit jeher eine gewisse Referenz zu ihrer Urheberin mitschwingen.
In Behind the Moon zeigt uns Zilla eine selbstbewusste Frau, die sich auf die weite Reise um den Mond begibt. Der Raum verwandelt sich in einen imaginären Ort, eine Art Zwischenraum, der sich irgendwo in der Atmosphäre, zwischen Erde und Universum befindet. Ein tosender Sturm weht uns um die Ohren, während die weibliche Figur mit ruhigen, gleichmässigen Schritten ihre Umlaufbahnen um den leuchtenden Himmelskörper zieht. Die aufrechte Haltung, der feste Gang und der wehende Schal im Wind repräsentieren das Bild einer emanzipierten Frau unserer Zeit.
Die Ausstellung endet im Birkenraum wie mit einem Schlussakkord einer Sinfonie, in der noch einmal alle tragenden Instrumente zusammenkommen: Gezeigt werden Monotypien (jeweils Öl auf Büttenpapier) in grossen und kleinen Formaten, in deren Mittelpunkt der Mond, die weibliche Figur, aber auch die Birke, als neue Protagonistin, stehen. Als hochgewachsener, stolzer Baumstamm tritt die Birke (250 x 152 cm) in Erscheinung, deren Rinde die weissen und schwarzen Tasten einer Klaviatur suggeriert. Die gleiche Szene erscheint in Moony (133 x 96 cm, s. Einladungskarte) bei tiefblauer Nacht, während der Mond gross und leuchtend über der in Schatten getauchten Parkbank schwebt. In Moonkiss (132 x 96 cm) nähern sich Mond und Baum im Schleier der Nacht zu einer Umarmung und es scheint, als ob die weibliche Gestalt aus Werken wie Moonbird (50 x 35 cm) oder Moonrise (40 x 30 cm), mit ihrem schwingenden Rock, jeden Moment in die Szene zu schreiten vermag.
Zillas Werke werden seit 1996 international ausgestellt. Vergangene Einzelausstellungen wurden u.a. im Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen (2022); Bündner Kunstmuseum, Chur (2021); Musée Jenisch, Vevey (2016); in der Pinakothek der Moderne, München (2015); dem Centro de Arte Caja Burgos CAB, Burgos, Spanien (2014) und Museum Franz Gertsch, Burgdorf, (2014) präsentiert. Zu den wichtigsten Gruppenausstellungen zählen (Auswahl): International Drawing Biennial, National Gallery of Kosovo, Pristina (2022); Drawing Biennial, Drawing Room, London (2021); «Fly me to the Moon», Kunsthaus Zürich und Museum der Moderne, Salzburg, Österreich (2019); «The World on Paper», Palais Populaire der Deutschen Bank, Berlin (2018); «Interval in Space», Osage Art Foundation, Hong Kong (2017) und Sydney Biennale (2014). Werke der Künstlerin befinden sich in zahlreichen Sammlungen, so z.B. im Aargauer Kunsthaus, Aarau; Bündner Kunstmuseum, Chur; Centro Gallego de Arte Contemporáneo, Santiago de Compostela; Centro de Arte Caja de Burgos, Burgos; Kunsthaus, Zürich; Kunstmuseum Basel, Museion Museo d’arte moderna e contemporanea, Bozen; Museum Kunstpalast, Düsseldorf; Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen und in der Sammlung Goetz, München, um nur einige zu nennen.
Von 2014 bis 2021 war Zilla Leutenegger Dozentin an der Architekturabteilung der ETH Zürich. Seit 2022 ist sie Gastdozentin an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Im Herbst 2022 wurde Sie mit dem Ehrentitel „Honorary Companion ZHdK» ausgezeichnet.