Berlin by Holga: Riss im Adlerkopf

Berlin by Holga
Adlerkopf vor dem Flughafen Tempelhof in Berlin. Kamera: HOLGA, Film: Fuji Provia 100. Bild: © Vera Rüttimann

Stolz und mit stechendem Blick steht er auf einem Sockel vor dem ehemaligen Berliner Zentralflughafen Tempelhof. Der Adlerkopf fällt auf. Was macht der denn hier? Könnte der Greifvogel, Symbol Deutscher Geschichte, von seinen Erlebnissen berichten, würde er lange reden. 

Erschaffen wurde der Metallvogel 1940 vom Bildhauer Wilhelm Lemke, nach einem Entwurf des Flughafen-Architekten Ernst Sagebiel. 

Der Aderkopf gehörte einst einem viereinhalb Meter hohe Adlerkörper. Als Rotarmisten 1945 Berlin einnahmen, diente er ihnen als Kulisse für Siegesfotos. Nach dem Krieg ging der Adler auf Reisen. Er reiste von Berlin über den Atlantik und wieder zurück.

1962, die Deutschen machten mit ihrer Geschichte Tabula rasa, wurde die Skulptur auf dem Dach des Flughafens zerlegt und entsorgt. Bis auf den Kopf. Der kam in einer weiteren Episode in das Museum der US-Militärakademie West Point.

Die Berliner jedoch wollten den Adlerkopf zurück. Ein Leutnant bei der U.S. Air Force in Tempelhof organisierte eine Rückholaktion. 1985 wurde er auf dem Vorplatz wieder enthüllt.

Am 30. Oktober 2008, ich erinnere ich noch gut, endete der Flugbetrieb des Tempelhof Airport. Eine alte Ju 52 und eine DC-3 hoben damals feierlich ab. Der Adlerkopf aber, der war noch immer da.

In einer Holga-Kamera wellt sich der Film oft am Ende. Er wird nicht richtig belichtet, es gibt einen «Riss» auf dem Bild. Zu einem Symbol des Nationalsozialismus, dem Adlerkopf, und den Folgen aus der NS-Zeit, passt das ganz gut. Anmerkung zum Schluss: Vor 80 Jahren, am 30. Januar 1933, wurde Adolf Hitler Reichskanzler.

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