Quicktipp mit Ralf Turtschi: Blendensterne

Die Blende besteht je nach Objektivbauweise aus einer verschiedenen Anzahl Lamellen, die sich sichelförmig schliessen. An den scharfen Kanten dieser Lamellen wird das Licht gebrochen. Und zwar unterschiedlich, ob die Kanten sich eher aussen oder im Zentrum des Objektives befinden. Dieses Phänomen wird auch als Beugungsunschärfe bezeichnet. Je geschlossener die Blende, desto eher zeigen sich die beliebten Blendensterne, die auch Sonnensterne genannt werden.

Links: Eine Blende aus sechs Lamellen, hier prototypisch dargestellt. Die Symmetrie führt zu einer Überlagerung, deshalb ist bei einer geraden Zahl Lamellen die Anzahl Strahlen gleich. Rechts sind sieben Lamellen dargestellt. Hier überlagern sich die Strahlen nicht, und es werden eine doppelte Zahl Strahlen wie Lamellen vorhanden sind, gebildet.

Die Anzahl der Strahlen wird durch die Lamellenzahl des Objektives bestimmt. Eine gerade Anzahl der Lamellen ergibt ebensoviele Strahlen: 6 Lamellen erzeugen 6 Strahlen. Die Beugungsunschärfe erzeugt Strahlen gegen oben und unten, und bei einer geraden Zahl Lamellen ergibt dies genausoviele Strahlen. Eine ungerade Zahl der Lamellen bewirkt die Verdoppelung der Strahlen: 9 Lamellen ergeben 18 Strahlen und 7 Lamellen führen zu 14 Strahlen.

«Eine gerade Anzahl der Lamellen ergibt ebensoviele Strahlen»

Ralf Turtschi
Links: Eine Blende aus sechs Lamellen, hier prototypisch dargestellt. Die Symmetrie führt zu einer Überlagerung, deshalb ist bei einer geraden Zahl Lamellen die Anzahl Strahlen gleich. Rechts sind sieben Lamellen dargestellt. Hier überlagern sich die Strahlen nicht, und es werden eine doppelte Zahl Strahlen wie Lamellen vorhanden sind, gebildet.

Jeder Lichtpunkt ist in der Lage, einen Blendenstern zu erzeugen, sofern er nicht in der Unschärfe liegt und über einen klaren Kontrast zu seinem Umfeld verfügt. Die Sonne hinter einer Schleierwolke oder in einem dunstigen Umfeld ergibt keine Sonnensterne. Achte auch auf Kanten wie bei Bäumen oder bei Gebäuden – an solchen Stellen bricht sich das Licht besonders schön.

In der Nachbearbeitung solltest du das Licht etwas zurücknehmen, sonst überstrahlt der Strahlenkranz und wird zur milchigen Suppe.

Zwei Bahnen an der Chilbi gegen oben bei Nieselregen fotografiert. Die geschlossene Blende mit der Langzeitbelichtung ergeben schöne Blendensterne. Das verwendete Objektiv hat 7 Lamellen, was zu einer doppelten Zahl von Strahlen führt.
Explosionen bei Feuerwerk ergeben bei geschlossener Blende ebenfalls Blendensterne.
Kanten eignen sich gut für die Inszenierung von Blendensternen.
Die Beleuchtung der Holzbrücke strahlt durch die Bohlen durch. Bei geschlosserer Blende zeigen sich zwei Sterne. Der Dritte im Bund ist der Mond. Bei 18 Strahlen wurde ein Objektiv mit 9 Lamellen verwendet.
Wer gegen die Sonne fotografiert, muss zwingend sein Objektiv sauber halten. Jeder Schmutz- oder Staubpartikel erzeugt einen Reflex. Die farbigen Blendenreflexe (Flares) im Foto können durch geringfügige Änderung der Position und des Aufnahmewinkels minimiert werden.

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