
Die Fotos von Anton Corbijn erkennen viele sofort: Stars der Musik-Szene, festgehalten in schwarzweissen, sehr kontrastreichen und körnigen Bildern. Meist stehen die Musiker stoisch in Landschaften, den Blick in die Ferne gerichtet. Nicht in Studios, sondern umgeben von natürlichem Licht. Seine Bilder umgibt meist ein melancholischer Grundton. Sie wie das Cover von «Memento Mori» von Depeche Mode. Oder dieses ikonische Bild hier unten, das die Band in ihrer Blüte zeigt.

Seit 40 Jahren sind der niederländische Fotograf und die britische Kultband untrennbar verbunden. Auch das Cover ihres neusten Werkes «Memento mori», das soeben erschienen ist, stammt von Corbijn. Bis heute prägt er mit mit seiner fotografischen Arbeit das visuelle Bild von Depeche Mode. Viele seiner Bilder sind Kult. Stellt er irgendwo aus, bilden sich lange Schlangen vor den Fotohäusern. So selbst erlebt im C/O Berlin im Jahr 2005.

Anton Corbijn, der seit seiner Jugend als Fotograf für diverse Musikmagazine arbeitet, besuchte im April 1981 ein Konzert von Fad Gadget. Dabei fotografierte er per Zufall auch Depeche Mode, die als Vorband auftraten und noch völlig unbekannt waren. Die Gründungsmitglieder von Depeche Mode, Dave Gahan, Martin Gore, Andy Fletcher und Vince Clarke, hatten gerade ihr Debüt-Album “Speak & Spell” herausgebracht. Der junge Fotograf war fasziniert von dieser Band.
Auch wenn Corbijn für U2 wegweisende Aufnahmen machte (und mit ihnen das dicke Buch «U2 and I» herausbrachte), ist die Verbindung zu Depeche Mode wohl am engsten.

Das neue Album von Depeche Mode gibt eine Gelegenheit, auf ein tolles Buch hinzuweisen: Der Bildband «Depeche Mode by Anton Corbijn», das im Taschen-Verlag erschienen ist. Es zeigt über 500 vielfach noch unveröffentlichte Aufnahmen aus Corbijns Privatarchiv. Aufschlussreich auch seine handschriftlichen Erläuterungen zu den Fotos. Ein wertvolles Buch, das die ungewöhnlich lange künstlerische Zusammenarbeit von Anton Corbijn mit dieser Ausnahmeband zeigt.
Eine schöne Erinnerung auch an ihren Keyboarder Andrew Fletcher, der vor einem Jahr völlig überraschend gestorben ist und die Band in eine tiefe Existenzkrise gestürzt hat. Auf ihrem neuen Album thematisiert die Band das Thema Sterblichkeit. Wer könnte dieses Thema so gekonnt in Szene setzen, wenn nicht der niederländische Fotograf, Sohn eines Pastors?

Nicht nur für Depeche-Mode-Fans ist dieser Band ein Must-Have, sondern auch für Liebhaber hochklassiger Schwarzweiss-Fotografie.
Buch-Tipp:
Depeche Mode by Anton Corbijn, TASCHEN, CHF 100,00

