Im Interview mit dem same kollektiv

Das same kollektiv ist ein Anlaufpunkt für schweizerische Fotografinnen, die gemeinsam an einer vielfältigen und kreativen Zukunft der Fotografie arbeiten. Mit einem Fokus auf Empowerment, Sichtbarkeit und Austausch zielt das Projekt darauf ab, Frauen und alle Geschlechter gleichermaßen zu fördern und die Fotografieszene in der Schweiz zu bereichern. Das Herzstück des Projekts ist ein sorgfältig kuratiertes Fotografinnen-Verzeichnis sowie regelmäßige «get together»-Treffen, die vierteljährlich stattfinden. Pixelnews hat die Gründerinnen Martina und Karin zum Interview getroffen.

Martina Aulestia und Karin Bischof – die Gründerinnen des same kollektiv / Foto: Jehona Abrashi

Pixelnews: Danke, dass ihr euch Zeit nehmt! Könnt ihr uns bitte erklären, was das «same kollektiv» genau ist und welches Ziel ihr verfolgt?

Unsere Mission ist es, weibliche Fotografinnen zu beflügeln und die fotografische Branche dafür zu sensibilisieren, dass das Berufsbild der Fotografie nach wie vor stark männlich geprägt ist und Frauen oft nicht gesehen und damit unterschätzt werden. Dies wollen wir ändern, indem wir ein Netzwerk sowie mehr Sichtbarkeit für Fotografinnen fördern und zugleich das Selbstbewusstsein der Fotografinnen stärken; dies schafft Möglichkeiten für heutige Fotografinnen sowie Vorbilder für Newcomerinnen. Unser Motto ist: We connect, present and raise awareness.

Pixelnews: Seit wann besteht das same kollektiv und wer steht hinter dieser Initiative?

Wir, Martina Aulestia und Karin Bischof haben das same kollektiv am 8. März 2021 an einem runden Tisch mit drei weiteren Fotografinnen gegründet. Martina ist bei Graphic Art als Fachperson für Profis im Fotofachhandel tätig und verfügt über den Zugang zu Fotografinnen und Brands. Karin ist freiberufliche Portrait- und Reportagefotografin. Wir haben gemeinsam von 2009-2012 unsere Ausbildung als Fotofachfrau in Zürich absolviert.

Pixelnews: Könnt ihr uns mehr über die bisherigen Aktivitäten und Projekte des same kollektiv erzählen?

Unser wichtigstes Projekt ist unser sorgfältig kuratiertes Fotografinnen Verzeichnis und die »get together»-Treffen, welche vier Mal im Jahr stattfinden. Beim gemütlichen z’Nacht treffen wir uns und tauschen uns aus. In Covid-Zeiten haben wir uns online über die Preisgestaltung unter Fotografinnen ausgetauscht, aber auch Kollaborationen mit Marken wie Nikon mit einem Touch and Try Event inklusive Vortrag von der Action-Fotografin Romina Amato organisiert. Mit EIZO zusammen durften die Teilnehmerinnen einen Abend lang die hochwertigen Monitore kennenlernen und den Spezialisten und die Ambassadorin Nora Brumm mit Fragen löchern. Aber auch alltägliche Themen wie Schlagfertigkeit oder Nutzungsrechte/Lizenzen stärken uns gegenseitig in einer guten Runde. Letzteres Thema war besonders toll, da wir ein »same kollektiv & friends» Label hinzugefügt haben. Heisst, alle Gender waren herzlich willkommen. Was unserem obersten Ziel «eine gesunde Durchmischung» dient.

Pixelnews: Konntet ihr bisher schon Erfolge verzeichnen? Welche Meilensteine habt ihr erreicht? 

Wir sind besonders stolz auf Caroline Fink, Heike Witzgall und Madlaina Walther, die am IPFO Festival Seminare geben durften! Durch unser Verzeichnis wurde man auf diese Talente aufmerksam. Wir feiern kleine oder unsichtbare Erfolge gleich wie sichtbare Erfolge – wir spüren Bewegung, Austausch und Entwicklung, das motiviert uns.

Nora Brumm im Gespräch mit Oliver May bei einem Event von same kollektiv

Pixelnews: Wie seht ihr die Zukunft des same kollektiv und könnt ihr uns einen Einblick in kommende Projekte geben?

Es geschieht viel hinter dem Vorhang, damit wir mehr Ressourcen für Projekte und Aktivitäten freigeben können, bemühen wir uns aktuell um unsere Finanzierung. Aktuell freut uns besonders, wenn Marken auf uns zukommen oder merken, dass wir wahrgenommen werden und auch dass unser Verzeichnis langsam aber stetig wächst. Momentan findet man über vierzig Talente auf www.samekollektiv.ch. Unsere Vision ist es, vermehrt Events unter dem Label same kollektiv & friends zu realisieren und somit unseren Fotografinnen die Bühne zu bieten. 

Pixelnews: Wie wählt das same kollektiv die Fotografinnen aus, die im Verzeichnis aufgenommen werden? Gibt es bestimmte Kriterien?

Unser Verzeichnis deckt ein bestimmtes Bedürfnis ab. Wir wollen, dass mehr Fotografinnen für unter anderem grosse Aufträge, Abmassadorenprogramme und Key Note Speakings in Betracht gezogen werden. Daher verspricht unser Label auch einen hohen Qualitätsstandard. Registriert sich eine Fotografin auf unserer Homepage für unser Verzeichnis, gehen die Informationen an unser 5 Köpfiges Gremium und es wird demokratisch abgestimmt. Wir beachten Kriterien wie: Sind Bilder im Portfolio technisch, wie auch konzeptionell auf dem gewünschten Niveau, die nötigen Rubriken/Infos vorhanden und die Webseite professionell aufgebaut? Wir hatten auch schon Fälle, in denen gewisse Punkte  bei der ersten Registration noch nicht erfüllt waren. Zum Glück hat man unsere konstruktive Kritik geschätzt und teilweise durften wir uns sogar über eine erneute Anmeldung freuen.

Pixelnews: Welche Bedeutung hat die Förderung schweizerischer Fotografinnen für das same kollektiv und für die Fotografieszene in der Schweiz?

Wir wollen Vorbilder schaffen. Frauen und Entscheidungsträger:innen, die sagen und zeigen: «Yes, you can!» Sichtbarkeit und Empowerment spielen dabei eine Schlüsselrolle. Und warum ändern wir dies überhaupt? Um mehr Diversität in der Fotografie zu schaffen. Denn je diverser ein Umfeld ist, desto kreativer und kraftvoller wird es. Darum: Frauen fördern, alle Gender fördern – und für eine diverse Zukunft der Fotografie sorgen!

Pixelnews: Könnt ihr uns von einer besonders inspirierenden Zusammenarbeit oder einem bemerkenswerten Moment im Rahmen eurer Aktivitäten erzählen?

Nebst eher sichtbaren Erfolgen, wie wenn Fotografinnen bekannter werden, freut es uns enorm, wenn sich Fotografinnen verbinden, einander alle Fragen stellen können und gemeinsam wachsen. Unser eigenes Netzwerk hat sich massiv vergrössert und ist dadurch weiblicher und diverser geworden, das füllt unser Herz mit Dankbarkeit. 

Viele Events finden in der Filiale von GraphicArt statt – hier ein Event mit Nikon

Pixelnews: Wie könnten sich Fotografinnen, die Interesse daran haben, Teil des same kollektiv zu werden, am besten mit euch in Verbindung setzen?

Wir sind unkompliziert per Mail unter hello@samekollektiv.ch, oder auf Instagram unter @samekollektiv erreichbar, oder direkt beim Registrations-Button auf unserer Webseite. Egal um welche Fragen oder Anregungen es geht, wir freuen uns über jede Kontaktaufnahme!

Pixelnews: Inwiefern denkt ihr darüber nach, eure Plattform zu erweitern oder in anderen Bereichen der Kunst und Kultur aktiv zu werden?

Wir träumen von Ausstellungen und Vorträgen. In unserem Wunsch Repertoire befindet sich zum Beispiel ein Buch mit dem Titel «The female perspective». Die Ideen, Motivation und Freude sind da, das Know-How erarbeiten wir uns auf dem Weg dahin. Wir werden uns daher die nächsten Monate intensiv mit dem Thema Fundraising und der Finanzierung beschäftigen, damit wir Ressourcen schaffen können. Bis dahin freuen wir uns auf weitere Events und Workshops.

Pixelnews: Herzlichen Dank Martina und Karin für den spannenden Einblick und weiterhin viel Erfolg mit eurem Kollektiv!

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