Der neue Bildband des Ostschweizer Bergfotografen und Autors Thomas Biasotto ist ein wahres Meisterwerk. Die Schwarzweissfotografien vom Alpstein, welche der 40-jährige Biasotto mit Appenzeller Wurzeln präsentiert, zeigen seine ganze Kunst.

Der komplex gestaltete Bildband in seinem hochwertigen und durchdachten Design ist einer jener Bildbände, der auf jeden Tisch gehört von Menschen, die Berge und gute Fotografie mögen. Und natürlich das Alpsteingebiet.



Nebst der Veröffentlichung des Bildbandes wird Biasotto ab dem 24. November mitten im Dorf Appenzell an der Engelgasse 3 den «Drucksaal» betreiben. Auf 360 m² schafft er dort in Zusammenarbeit mit der HI-Schweiz AG und Solokaffee GmbH eine Galerie, welche Kunst, Design und Handwerk verbindet, zeigt und ausgeübt wird.
Hier kann man durch das Buch «Der Alpstein» blättern:
https://www.yumpu.com/de/document/read/67189020/der-alpstein-preview
Der Kurzfilm zum Buch «Der Alpstein»:
https://tb-photo.ch/der-kurzfilm-der-alpstein

INTERVIEW MIT THOMAS BIASOTTO
Sie sind eigentlich ausgebildeter Musiker, haben eine eigene Band und komponieren Film- musik. Wie sind Sie dann noch zur Fotografie gekommen?
Auf meine Konfirmation hatte ich eine Kamera geschenkt bekom- men (die ich heute noch besitze). Ab diesem Moment hatte mich die Fotografie in den Bann gezogen. Lange Zeit ganz im Stillen, nur für mich, da ich dazumal an der Musikhochschule Zürich Musik studiert habe und mein Fokus voll und ganz meinen Instrumenten galte.
Nach einem längeren Abstecher in die Privatwirtschaft entschied ich mich 2014 nochmals eine Ausbildung zu machen. So studierte ich nochmals 3 Jahre Vollzeit an der pädagogischen Hochschule in Zug. Ich musste mir dann überlegen, wie ich als Student mein Geld verdienen kann und habe mich dann entschieden, die Fotografie zu kommerzialisieren. So bekam ich dann eine Stelle als Kursleiter für Fotografie bei der damals bekannten Fotokette FotoPro AG, was mit meinem Studium perfekt funktionierte.
Heute übe ich diese 3 Passionen beruflich aus. Die Fotografie, die Musik und das Unterrichten. Auch vielfach nicht ganz einfach, da ich häufig nicht unterscheiden kann, ob ich an einem eigenen Projekt oder an einem Auftrag arbeite, da ich 3 Traumberufe ausüben darf.
Warum machen Sie Bücher?
Ich liebe es, etwas Physisches in den Händen zu halten, an dem man hart gearbeitet hat. So habe ich auch u.a., als ich an der ZhdK in Zürich Musik studierte, viel lieber komponiert und Arrangements auf Papier geschrieben, als stundenlang geübt. Beim Arbeiten am Notenblatt, hatte ich nach Tagen oder Wochen Arbeit einen Stapel Noten in den Händen und wusste, das habe ich erarbeitet.
Mit www.gridon.ch stellen Sie eine Plattform für Fotografie-Interessierte mit vielen Infos und Knowhow rund um die Fotografie zur Verfügung und bieten auch Workshops sowie aussergewöhnliche Fotoreisen an. Was hat sie dazu gebracht dieses Netzwerk auf die Beine zu stellen?“
Das Weitergeben von Wissen fasziniert mich. Denn ich war und bin auch heute immer wieder dankbar, auch Erfahrungen und Wissen zu bekommen, denn man lernt ja bekanntlich nie aus.
Die Leitung von Workshops ist ein grosser und wichtiger Bestand- teil, der mich sehr glücklich macht. Denn Menschen für etwas zu begeistern liebe ich. Fotografie Workshops leite ich seit 2015. An- fänglich an einer bekannten Fotoschule angestellt. Im Jahr 2018 kam uns (meiner Frau, die mich administrativ und organisatorisch unglaublich unterstützt) die Idee, eine Vision zu entwickeln, im Be- reich der Weiterbildung in Sachen Bild. So entstand das Netzwerk und die Plattform www.gridon.ch. Ursprünglich war der Plan, dass wir im Frühjahr 2020 den Go Live vollziehen wollten mit der Platt- form. Jedoch mussten wir dieses Vorhaben verschieben aus uns all bekannten Gründen. Es folgten weitere 8 Monate wertvolle Ent- wicklung, die wir zusammen mit unseren Partnern umsetzen konn- ten. Und so gibt es heute den Fotografie-Planeten GRIDON. Die besten Fotografinnen und Fotografen vereint, welche eine Passion lieben, DAS BILD. Mit besten meine ich nicht nur fachlich, sondern vor allem auch menschlich und pädagogisch.
Die Idee mit Gridon ist, jeder Fotografin und jedem Fotografen,
sei es ein Anfänger oder ein Profi, tiefe Einblicke in die Fotografie zu geben (z.B. mit unserem WiKiGRID) und eine grosse Pallette an Workshops und Fotoreisen, mit einer grossen Auswahl an verschie- denen Intruktorinnen und Instruktoren (bei uns Instructors gennant) anzubieten.
Mit MASSIV haben Sie einen alpinen Bestseller, der weltweit vertrieben wurde herausge- bracht. Warum jetzt DER ALPSTEIN und dicht MASSIV2.0 ?
Der Alpstein ist mein Zuhause. Ich liebe den Alpstein. Schon als kleiner Goof waren wir wöchentlich mit meiner Mutter zusammen im Alpstein unterwegs. Dieses Buch ist eine Liebeserklärung und ein schon lang ersehnter Wunsch, dieses Projekt zu veröffentlichen. Denn ich arbeite bereits fast ein Jahrzehnt daran.
Meine Mutter ist Appenzellerin und verbrachte Ihre ganze Jugend während den Ferien jeweils auf verschiedensten Alpbetrieben im Alpstein. Auch spüre ich immer ein „nachhause kommen“ wenn ich im Alpstein bin. Ja und dieses nach Hause kommen machen wir auch, denn wir, meine kleine Familie, werden im 2023 in das Eltern- haus meiner Mutter nach Teufen ziehen. Für mich ein noch viel grös- seres nach „zu Hause ankommen“.
MASSIV 2.0 wird es geben und die Arbeit dazu laufen bereits auf Hochtouren. Sie sehen, ich liebe es, Bücher zu machen.
Wir haben vernommen, dass Sie den DRUCKSAAL der Appenzeller Druckerei betreiben. Was hat es damit auf sich ?
Da wir schon seit längerer Zeit wissen, dass wir ins Appenzeller- land ziehen werden, war ich auf der Suche nach einem Atelier. Eines Tages sagte mit Sibylle Bichsel, sehr enge Freundin und Zinngies- serin im Zunfthaus Appenzell, dessen auch ich Mitglied bin, dass mitten im Dorf eine Industriehalle zu vermieten sei. Ich recherchier- te und nahm kurzerhand mit dem CEO der Appenzeller Druckerei Kontakt auf und erkundigte mich. Ich musste nicht lange überlegen und sagte sofort zu. Zusammen mit Partnern werden wir nun im Drucksaal eine Galerie (hauptsächlich für Fotografie) sowie 3 Ate- liers betreiben. U.a wird eine Kaffeerösterei, die erste und einzige im Kanton Appenzell Innerhoden, miteinziehen.
So schaffen wir ein neues Zentrum für Kunst, Design und Hand- werk, wo dies alles gezeigt und auch betrieben wird, mitten im Dorf Appenzell. Die offizielle Eröffnung des DRUCKSAALS wird am 24. November, zusammen mit der Vernissage zum Buch DER ALPSTEIN passieren.
Drama! In Ihren Nachtaufnahme spielt Licht häufig eine sehr wichtige Rolle – wenn nicht sogar die Hauptrolle. Wie gehen Sie an solche Aufnahmen ran, sind sie zufällig oder ge- plant, was ist Ihre Inspiration?
Schön umschrieben. In der Landschafts- und Bergfotografie suche ich häufig grosse Kontraste und Lichtstimmungen. Diese kann man vielfach einigermassen planen, aber Mutter Natur hat hier immer das Schlusswort und es gibt immer wieder viele Überraschungen und Kehrtwendungen. Ich gehe nie planlos auf Touren, sondern bereite diese minuziös vor. Ich probiere immer dann zu gehen, wenn ich weiss, dass diese Stimmungen die ich mir vorstelle, entstehen könnten und die Voraussetzungen dafür stimmen. Mit den heutigen Tools, die uns allen zur Verfügung stehen, ist es sehr hilfreich für die Vorbereitung, aber wie gesagt, die Natur gibt den Takt an und dies kann sich während einer Tour oder Expedition immer wieder ändern.
Meine Inspirationsquellen sind verschiedene. Ich studiere zum einen sehr viele Bücher von Fotografen. Ich liebe das Medium Buch über alles (ich besitze hunderte Bildbände und sammle diese). Aber vielfach entstehen neue Ideen auch sehr spontan. Zum Teil auch sehr verrückte Ideen und so bleibe ich einfach jeden Tag am Ball und gebe der Kreativität immer einfach möglichst freien Lauf. Eine weitere Inspirationsquelle für mich ist auch die Musik, wo mir wäh- rend dem komponieren vielfach Ideen kommen, die ich entwickle und auch wenn möglich immer umsetze.
Sie haben einen eigenständigen Stil in Ihrer Bildbearbeitung. Haben Sie einen Tipp für unsere Leserinnen und Leser, wie sie mehr aus ihren Aufnahmen herausholen können? Mit welchem Programm zur Bildbearbeitung arbeiten Sie?
Da gibt es hunderte Tips und ich glaube, dass wenn ich detailliert auf diese Frage eingehen würde, wäre der Rahmen hier gesprengt. Auf der Plattform GRIDON gibt es viele und sehr spannende Tipps und Tricks, die sich jeder kostenlos zu Gemüte führen kann. Das Beste, diese werden laufend erweitert. So lohnt es sich, das WiKiG- RID auf Gridon immer wiedermal zu besuchen. Ich arbeite haupt- sächlich mit dem Bildbearbeitungsprogramm Lightroom. Ich kenne darin fast jeden Handgriff. Weiter nutze ich auch verschiedene Plugins, für gewisse Details (zum Beispiel von Skylum oder DxO). Für die Astroaufnahmen arbeite ich mit Photoshop, wobei ich hier anmerken muss, dass meine Kenntnisse in diesem Programm eher limitiert sind.
Sie haben schon alle grossen Gipfel der Schweiz besucht und abgelichtet – sind Sie also genau die richtige Ansprechperson, wenn es um spezielle Locations in der Schweiz geht. Welchen Aufstieg und welchen Gipfel können Sie empfehlen, ist sogar vielleicht Ihr Favorit?
Eines meiner liebsten Gebiete in der Schweiz (da muss ich zwar sagen, dass es sehr viele gibt) ist der Alpstein. Ein eher anspruchs- volles Wandergebiet. Da gibt es hunderte von Spots, die mich im- mer und immer wieder einfach faszinieren. Ich fühle mich in diesem Gebiet einfach zuhause. Mich darf man jederzeit immer gerne an- fragen über spezielle Locations und helfe auch jedem gerne weiter. Ein wirklich absoluter Top Spot (natürlich in den sozialen Medien immer viel gesehen) ist der Aufstieg zum Schäfler im Alpstein. Die Altenalptürme bei Sonnenuntergang und bei Sonnenaufgang zu bestaunen ist einfach ein Traum.
Welcher Ort auf der Welt hat Sie am meisten fasziniert?
Ja wie bereits erwähnt, fasziniert mich der Alpstein immer wieder. Aber als ich meine erste Expedition im Himalaya machen konnte und ich zum ersten Mal in meinem Leben einen 6- 7- und 8tausender Gipfel bestaunen konnte, waren das die einschneidensten Momente die mich bis heute prägen und an die ich tagtäglich denke. Ich leite im Himalaya regelmässig Fotoreisen.
Was raten Sie den Leserinnen und Lesern, falls Sie selber man in die Höhe möchten? Was ist dein Musthave auf jedem Trip?
Immer genügend Wasser, den Fotorucksack bewusst packen (reduce to the max) und immer ein Appenzeller Bärli Biber dabei haben für den Hunger 🙂 (ich bin nicht gesponsert von Bischofberger :-).
Sie haben mit «MASSIV» ein Fotoband veröffentlicht, das mit gewaltigen Bildern und zahl- reichen Geschichten von Menschen die Lesenden auf eindrückliche Weise einlädt, in die Welt der Berge einzutauchen. Wie kam Ihnen die Idee dazu?
Die Arbeit zu diesem Buch begannen ende 2018. Jedoch wusste ich dazumals, dass ich ein neuer Berg-Bildband machen will, jedoch fehlte mir das Konzept noch. Im Jahr 2020 war ich mit meiner Frau bei Freunden in Saas Fee. Wir diskutierten ausgiebig über das neue Buch. Bilder von den Alpen sammelten sich an, aber das Konzept war immer noch nicht ganz klar. Nach sehr kritischen Fragen meiner Frau und stundenlangen philosophieren kam uns uns gemeinsam die Idee, ein Werk zu schaffen, das mit Geschichten von Menschen am Berg, in Kombination mit meinen Bildern und wir den ganzen Erlös des Buches an Stiftungen spenden, die sich für den Berg und deren Menschen dafür einsetzen. So haben wir mehr als nur ein weiteres Buch geschaffen, sondern ein Projekt, das etwas massives bewegt.
Das Buch ist eine Liebeserklärung an die Berge und auch ein eindringlicher Appell, um für die bedrohten Bergwelten zu sensibilisieren. Wie prägen diese beiden Gefühle Ihre Bezie- hung zu den Bergen?
Genau, sensibilisieren. Wir wollen keinen Mahnfinger heben und sagen, was gemacht werden muss. Wir möchten ein Zeichen set- zen. Ich sehe so unglaublich viele Menschen in den Bergen, die zum Teil so respektlos unsere Natur verwüsten und Wandergebiete als die neuen Freizeitparks sehen. Das macht mir Sorgen! Mein Wunsch ist es, dass ich meiner Tochter in ein paar Jahrzenten unsere Berg- welt so zeigen kann, wie sie heute ist. Ich möchte nie sagen müssen, dass unsere Generation nichts unternommen hat, zum Schutze unserer Natur. Und ich bin überzeugt, dass einer der Wege mittels Kunst (Fotografie, Musik, Film) der richtige ist.
BIOGRAPHIE VON THOMAS BIASOTTO

Thomas Biasotto wurde am 15. Oktober 1981 in St.Gallen geboren. Aufgewachsen ist er in Bischofszell. Heute lebt der Künstler mit seiner Familie in Weggis am Vierwaldstättersee. In seinen Jugendjahren entwickelte sich zunächst seine Faszination für die Musik. Er studierte an der Musikhochschule Zürich im Hauptfach Trompete und im Nebenfach Klavier und Komposition. Im Jahre 2006 erlangte er den Master.
Die Fotografie begleitete Thomas Biasotto seit seiner Jugend, zu Beginn stand sie jedoch noch im Schatten der Musik. Als er im Jahr 2016 sein zweites Studium als Primarlehrer abschloss, konnte er mit seiner Passion für die Fotografie bereits seinen Lebensunterhalt verdienen. Heute ist Thomas Biasotto, Mitglied des Schweizer Berufsfotografenverbands SBF, ein gefragter Fotograf und darf verschiedenste bekannte internationale Firmen und Kunstsammler zu seinem Kundenstamm zählen.
Seine qualitativ und künstlerisch hochwertigen Fine Art Prints sind weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der Fotograf bietet auf der von ihm kreierten Plattform www.gridon.ch verschiedene Workshops und Fotoreisen auf der ganzen Welt an.
Die Fotografie ist seine Seele, die Musik seine Sprache und die Berge seine Heimat.
www.tb-photo.ch