Ab 18. August bis 8. Oktober 2023 zeigt das Stadtmuseum Aarau bedeutende Pressebilder und bewegende Portraits von Sabine Wunderlin. Als eine der wenigen Frauen gehört Sabine Wunderlin (*1953) zu den Schweizer Pressefotografinnen mit einer Festanstellung. 33 Jahre lang arbeitete sie für das Medienunternehmen Ringier, bis sie 2017 in Pension ging. Die Ausstellung blickt auf ihre aussergewöhnliche Karriere, widerspiegelt vier Jahrzehnte Fotojournalismus im Umbruch und präsentiert persönliche und politische Langzeitprojekte der Fotografin.
Am 16. September findet zudem ein Talk zum Thema Sichtbarkeit von Frauen im Fotojournalismus statt.
Einblick in die aktuelle Ausstellung in Aarau mit Fotos, aufgenommen von Peter Koel, welche die Vielfalt der historischen Zeitzeugen von Sabine Wunderlin gut zum Ausdruck bringen.

Portraits als Paradedisziplin
Elisabeth Kopp, Ueli Maurer, Papst Johannes II, Micheline Calmy-Rey, Peter Maffay, Tina Turner, Friedrich Dürenmatt und Charlotte Kerr, Dalai Lama, Michail Gorbatschow: Die Liste der bekannten Persönlichkeiten, die Wunderlin für den «SonntagsBlick» und «Cash» fotografierte, ist beinahe endlos. Dabei gelang es ihr stets, das Gegenüber einfühlsam, auf Augenhöhe und mit einer Prise Humor abzulichten.

Die Ausstellung im Stadtmuseum Aarau gewährt nicht nur Einblick in die Schweizer (Medien-)Geschichte, sondern zeigt auch wie Wunderlin den Balanceakt zwischen Dokumentation und Inszenierung, zwischen Natürlichkeit und bewusster Bildgestaltung beherrschte. Der Fotojournalismus im Wandel: Original-Zeitungsartikel und -Reportagen aus dem Ringier Bildarchiv zeigen, wie Wunderlins Fotografien in der Zeit publiziert und kontextualisiert wurden. So taucht das Publikum in der Ausstellung in mehrere Jahrzehnte Journalismus-Geschichte ein und erfährt, wie sich die Arbeit einer Fotografin veränderte. Im Schauarchiv lässt sich das Durchforsten von Originalmaterialien an ausgewählten Terminen zusätzlich vertiefen.

Pionierin der Pressefotografie
Die Pressefotografie war zu Wunderlins Anfangszeiten eine Männerdomäne. Und trotzdem erhielt sie eine Festanstellung beim «SonntagsBlick». Ob im Bundeshaus oder in der Bauernstube: Mit einem ausgeprägten Sinn für einfühlsame Zwischentöne, Nebenschauplätze und Randfiguren erlangte sie Bekanntheit. Und welches Bild liegt Sabine Wunderlin persönlich besonders am Herzen? «2010 fotografierte ich mein wichtigstes historisches Pressebild: Die Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer, die Bundespräsidentin Doris Leuthard und die Ständeratspräsidentin Erika Forster strahlen gemeinsam in meine Kamera», so die Fotografin.

Mit der Fotoreportage «Militärschule der Frauen» zum Durchbruch
Frauen mit Gas- und Schutzmasken, marschierend in Reih und Glied und Rekrutinnen nach dem Einsatz im Schlafsaal der Kaserne: Der Durchbruch gelang Sabine Wunderlin schon als Studentin mit ihrer Abschlussarbeit «Militärschule der Frauen» für die Fotoklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich im Jahr 1984. Die Reportage über die Rekrutenschule des sogenannten Frauenhilfsdienstes (FHD), zeigt eindrücklich den Alltag der Frauen in Uniform. Die Bilder wurde im «Magazin» des «Tagesanzeigers», in der «Illustré», im «SonntagsBlick» und im «Spiegel» publiziert.
