Vivienne Westwood ist gestorben. Sie war nicht nur die «Mutter des Punks» und eine begnadete Modedesignerin. Sie war auch einer der meist fotografierten Frauen der Welt. Eine echte Erscheinung. Die Autorin dieses Textes erinnert sich an legendäre Modeschauen mit ihr in exklusiven Locations.

(© Vera Rüttimann)
Im noch nicht gentrifizierten Berlin gab es in den 90er-Jahren den Laden «Tools & Gallery». Oft drückte ich mir vor diesem Laden in der Rosenthaler-Strasse die Nase platt. Es gab da sündhaft teure Tücher, Kleider und Bücher. Eines davon hiess «Vivienne Westwood». Boah, schon das Cove sah toll aus! Da war diese verwegen dreinblickende ältere Frau mit ihren feuerroten Haaren. Grimassen ziehend. Später kaufte ich mir dieses Buch. Das erfuhr ich ihre Geschichte: Dass sie eine Frau ist, die gern in zerrissenes Lederklamotten steckt und alles mit Nadeln zusammenflickt. Dass sie zur Queen ohne Slip ging – und dennoch geadelt wurde. Dass sie den Punk auf den Catwalk brachte. Und Mode mit Politik verband.
„Sex“ hiess denn auch die Boutique, die sie 1970 mit ihrem Freund Malcolm McLaren, Gründer und Manager der Sex Pistols, im Londoner Stadtteil West End eröffnete. Sie verkaufte T-Shirts mit provozierenden Sprüchen wie „Er griff ihr an den Busen und drängte sie an die Wand …“ . Bis ins hohe Alter trug sie solche Shirts mit Statements zur Zeit.
Eine schöne Fotostrecke bringt auch die NZZ zu ihrem Tod:
Ewig in Erinnerung bleiben mir ihre Modeshows zur Berliner Fashionweek. Auch dort hat sie sich eingraviert. Der Gipfel der Modekunst und Coolness. Eine dieser Shows fand im ausrangierten Flughafen Tempelhof statt. Ihre Modells stolzierten auf dem stillgelegten Rollband. Vivienne Westwood, umgeben von Student.innen der Hochschule der Künste, gab sich herzlich und unprätentiös. Sie war eine Queen. Doch abgehoben war Vivienne Westwood nie.

(© Vera Rüttimann)