Noch bis zum 18. Dezember 2022
Fotografie-Forum
Austr. 9, 52156 Monschau

Die Ausstellung «Early Work» widmet sich dem Werk von René Groebli, einem der bekanntesten Fotografen der Schweiz.
Vor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit, den heute 95-jährigen Rene Groebli bei einer Vernissage zu seinen Bildern an der PHOTO WEEK BERLIN kennen zu lernen. Er, ein Weltstar der Fotografie, überraschte mich mit seiner unprätentiösen und offenen Art. Ich sah ihn mit dem Handy Fotos machen und verwickelte ihn in ein Gespräch. Ich sagte zu ihm, dass ich eine richtige Kamera immer noch dem Smartphone vorziehen würde beim Fotografieren. Er: «Nein, nein, mit dem Handy kann man ebenfalls tolle Bilder machen. Es kommt auf den konzeptuellen Ansatz und das Auge an.» Und auch mit einem iPhone könne man diese verwischten Bilder machen, die er so liebe.
Es entstand eine spannende Diskussion über das Fotografieren heute und wie er sie als junger Mann praktizierte. Eine unvergessliche Vernissage, zu der das Who-is-Who der Berliner Fotoszene zusammen kam. Sie erlebte einen hellwachen, neugierigen Mann, der sich seinen Witz bewahrt hat.


Sein fotografische Laufbahn begann fulminant: Schon als 26-Jähriger wurde er zur Teilnahme an der legendären Ausstellung «The Family of Man» eingeladen, die Edward Steichen für das Museum of Modern Art (MoMA) in New York kuratierte. In den frühen 1950er Jahren arbeitete er als Reportagefotograf für internationale Magazine wie Life sowie für die Londoner Agentur Black Star in Afrika und dem Nahen Osten.

Im Rahmen der Ausstellung sind viele seiner Fotogeschichten wie die «Magie der Schiene» (Rail Magic) oder «Beryl Chen» zu sehen. Entdecken kann der Besucher auch etliche Alltagsszenen aus Zürich und vom ländlichen Leben der Schweiz. Eine versunkene Welt.
Berühmt wurde Groebli vor allem für seine Bilder zur Serie «Das Auge der Liebe» (The Eye of Love). Hier zeigt er sich als Meister darin, Dinge, die ihn im Innern beschäftigen, ins Bild zu setzen. Diese Serie aus dem Jahr 1952 steht beispielhaft für diese Gabe. Es sind intime Aufnahmen der verspäteten Hochzeitsreise mit seiner Frau Rita. Mit grobkörnigen Schwarzweissfilmen gelang es ihm, die Stimmung des französischen Hotels einzufangen, in denen das Paar untergekommen war. Sie kommen schemenhaft-verwischt, ja geradezu mystisch daher.
In seinen Bildern hielt Groebli Geruch, Gefühle und Geräusche fest. Der Poet mit der Kamera fotografierte, was nicht greifbar ist.

Die Ausstellung umfasst rund 140 schwarz-weiss Arbeiten, die zwischen 1945 und 1955 entstanden sind. Sie wurde kuratiert von René Groebli, Dr. Thomas Buchsteiner und Dr. Nina Mika-Helfmeier
VIDEO: René Groebli spricht im Interview über seine aktuelle Ausstellung und sein Leben:
https://www.youtube.com/watch?v=7xMwWSDwl7A
Ein wunderbarer Text der Süddeutschen Zeitung über René Groebli: