Vernissage am EMOP in Berlin mit Jindřich Štreit

HARALD HAUSWALD UND JINDŘICH ŠTREIT  
DISSIDENTENBALL – PHOTOGRAPHY UNDER SURVEILLANCE

BUCHKUNST BERLIN
9.03.–29.04.2023

JINDŘICH ŠTREIT  
Im Fokus: Jindřich Štreit (© Vera Rüttimann)

Der Auflauf zur Vernissage in der Galerie Buchkunst an der Oranienburger-Strasse in Berlin-Mitte war gross. Die Leute waren gekommen, um sich das Werk der Fotografen Harald Hauswald und Jindřich Štreit anzusehen. Beide Fotografen wurden aufgrund ihrer ungewöhnlichen Darstellungen des Alltags in der jeweiligen kommunistischen Diktatur ihres Landes überwacht, verhaftet und ihre Aufnahmen und Negative wurden konfisziert.

JINDŘICH ŠTREIT  
Thomas Gut während der Vernissage (© Vera Rüttimann)
JINDŘICH ŠTREIT  
Thomas Gut während der Vernissage (© Vera Rüttimann)
JINDŘICH ŠTREIT  
Im Folus: JINDŘICH ŠTREIT  (© Vera Rüttimann)

Während die Berliner die bekanntesten Aufnahmen von Harald Hauswald (er war leider abwesend) von vielen Ausstellungen zu Mauerfall-Jubiläen kennen, dürften viele das Werk von Jindřich Štreits weniger gut kennen. Dabei ist er längst ein Klassiker der tschechischen Fotoszene. Nachdem er in den achtziger Jahren wegen seines fotografischen Werks für 10 Monate verhaftet wurde, arbeitet er seit der Wende 1989 ununterbrochen als Fotograf, stellt weltweit aus und ist auch als Lehrbeauftrager an verschiedenen Hochschulen in Tschechien und Polen tätig. An der Vernissagen waren auffallend viele tschechisch sprechende Gäste anwesend.

Wie so oft in der Galerie Buchkunst sind die ausgestellten Bilder in edlem Schwarzweiss und eingerahmt im Passepartout. Das passt gut zu Jindřich Štreits poetischen Aufnahmen der Landbevölkerung von Böhmen und Mähren. Unter teils grosser Gefahr fotografierte er die Menschen während der kommunistischen Diktatur der 1970er- und 80er-Jahre. Viele Aufnahmen stammen aus dem Dorf Sovinec, etwa 400 Kilometer von Prag, wo der Künstler bis heute lebt. Aus diesem Werk zeigt er einige seiner besten Bilder: Ein schlafender Mann mit seinem Kind, eine Katze in einer Wohnstube, ein ausschlagendes Pferd bei einem Dorfes oder einsame Menschen in ihren Häusern auf dem Land. Die Bilder zeigen eine intime Nähe. Mit Worten kann man sie kaum beschreiben.

Im Folus: JINDŘICH ŠTREIT  (© Vera Rüttimann)

Jindřich Štreit

Jindřich Štreit (geb. 1946 in Vsetín) begann bereits während seines Studiums der Grundschulpädagogik und Bildenden Kunst an der Pädagogischen Fakultät in Olomouc zu fotografieren. 1974-1977 folgte die Ausbildung am Institute of Art Photography der Union of Czech Photographers in Prag, 2000 die Höhere Doktorwürde und Ernennung zum leitenden Dozenten der Abteilung für Fotografie an der Fakultät für Film und Fernsehen der Akademie für Musik und Theater, Prag.
www.jindrichstreit.cz/en/ 

In der Galerie Buchkunst sind die Fotografien von Harald Hauswald in limitierten Auflagen als Silbergelatine Handabzüge zu erwerben. Die Vintage Prints von Jindřich Štreit liegen hier ebenfalls zum Verkauf auf.

Im Verlag Buchkunst Berlin ist zur Ausstellung der umfangreiche Bildband Jindřich Štreit – Village People 1965–1990 erschienen.

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